Unannehmbare Position: Gute Tarife nur für Auserwählte, schlechte oder keine für den Rest
Die Geschäftsleitung arbeitet darauf
hin, die Belegschaft der Sächsischen Zeitung zu spalten:
in tariflich besser und in tariflich
schlechter gestellte Kollegen. Das ist das Fazit der Verhandlungen am Montag.
Während unsere Verhandlungskommission weiterhin eine einheitliche
Tariflösung für alle fordert, will die Geschäftsführung
die wirtschaftliche Lage in den verschiedenen Regionen zum Sparen ausnutzen:
Wichtig ist den Arbeitgebern, dass in den Regionalgesellschaften
künftig knallhart nach Marktlage bezahlt wird. In Gebieten mit hoher
Arbeitslosigkeit sind Arbeitskräfte billiger zu haben als in solchen
mit geringerer Arbeitslosigkeit.
Unsere Verhandlungskommission erklärte, die Belegschaft sei bereit, gemeinsam solidarische Lösungen zu tragen. Das ist von der Geschäftsführung nicht gewollt, wobei sie sich sich auch auf die nicht streikenden Mitarbeiter beruft. Die Geschäftsführung will gute Tarifverträge nur noch für einen kleinen Kernbereich, die anderen sollen im Beiboot der stürmischen See preisgegeben werden.
Auf der Veranstaltung im art´otel
am 4.12. hieß es noch von einem der Arbeitenden: Wir sitzen alle
in
einem Boot. Die Arbeitgeberseite bot einen
so genannten Fall-Back-Tarifvertrag an: Streik aussetzen und bis Ende Januar
weiter verhandeln. Für diesen Fall wurde am Ende eine nicht näher
beschriebene tarifliche Lösung für die drei neuen Regionalgesellschaften
versprochen - aber nur für die bisher Beschäftigten, nicht für
neu zu uns Kommende.
Unsere Verhandlungskommission erklärte: Würde man sich darauf einlassen, könnte am Ende auch gar keine Lösung stehen - höchstens eine wie auch immer geartete befristete Sicherung, wie sie bei einem Betriebsübergang ohnehin gesetzlich vorgeschrieben ist (§ 613a). Auch fehlte den Arbeitnehmern dann der nöti-ge Nachdruck in Form eines Arbeitskampfes.
Die Streikenden wollen angesichts des gegenwärtigen
Verhandlungsstandes weiter für eine Lösung kämpfen, die
alle an der Entstehung der Sächsischen Zeitung Beteiligten solidarisch
einschließt.
Die BKK DD+V war´s: Nachdem immer mehr Mitarbeiter während des Streiks krank geworden sind, haben die Ärzte Anfragen der BKK, nicht der Geschäftsführung auf den Tisch bekommen. Viele Mediziner haben dies empört zurückgewiesen, auch weil die Krankenkasse bei ihrer Anfrage auf den Streik verwies. Illegal ist die Aktion nicht, bestätigte Andreas Hieckel von der AOK. Die Krankenkassen könnten bei Verdachtsmomenten durchaus eine so genannte Arzt-Anfrage starten, ohne gleich den unabhängigen Medizinischen Dienst ein-zuschalten, erklärt Hieckel, der Bereichsleiter Sozialpolitik bei der AOK Sachsen ist.
Zwar gebe es keine konkreten Vorgaben für solche Arztanfragen, aber in der Regel werde dann nachgefragt, wenn etwa ein Versicherter regelmäßig an Montagen zum Arzt geht, erklärt Hieckel. Im Prinzip aber "haben Arztanfragen den Sinn, die Behandlung der Patienten zu optimieren", sagt der AOK-Mann. Die Frage, ob jemand simuliere, sei nicht die Hauptzielrichtung solcher Anfragen.
Der Grund, dass die BKK nach zwei Wochen
Streik nervös wird, ist ein anderer: Für diejenigen Versicherten,
die erst gestreikt haben und dann krank wurden, braucht der Arbeitgeber
keine Lohnfortzahlung zu leisten. Hier muss die Krankenkasse vom ersten
Tag an Krankengeld zahlen, bestätigte Hieckel der SZ-STREIK-ZEITUNG.
Bei laut Dr. Frank rund 40 kranken DD+V-Mit-arbeitern kommt auf die BKK
eine nicht geplante Ausgabenflut zu. Normalerweise müssen die Krankenkassen
erst dann einspringen, wenn ein Arbeitnehmer mehr als sechs Wochen krankgeschrieben
wird. Bis dahin muss allein der Arbeitgeber zahlen.