BR-Informationen Nr. 11 vom 30. Oktober 1999

Öffentliche Mitgliederversammlung der IG  Medien und des DJV am Sonnabend, 30. 10. 1999

Mitarbeiter fast einstimmig gegen Ausgliederung

Fast siebzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war das Thema so wichtig, dass sie an der von IG Medien und DJV veranstalteten Versammlung teilnahmen. Kolleginnen und Kollegen aus der Mehrzahl der Lokalredaktionen waren anwesend, ebenso Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Treffpunkte, Vorstufe, Mantel- und Stadtredaktion, Vertrieb und Anzeigenabteilung. Sogar der Assistent des Geschäftsführers fand den Weg ins Gewerkschaftshaus. Detlef Hensche (Bundesvorsitzender der IG Medien) war aus Stuttgart angereist, Benno Pöppelmann (Justiziar des Bundesvorstands des DJV) kam aus Bonn. Als Gast berichtete Holger Artus (Betriebsratsvorsitzender der Hamburger Morgenpost) von seinen Erfahrungen.

Zweieinhalb Stunden lang wurde diskutiert, Fragen gestellt und Meinungen geäußert. Detlef Hensche sagte u.a.: ,,Modelle von Verlagszerschlagungen haben stets Nachteile für die Betroffenen gebracht." Er sagte weiter, ,,es gebe schon politische und juristische Möglichkeiten, Ausgliederungen zu verhindern. Ganz wichtig dabei sei das Sichwehren durch Einigkeit." Die Gewerkschaften bestärkten den Betriebsrat und sagten jede Unterstützung und Beteiligung zu.

Es wurde deutlich, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die anfangs einer Ausgliederung noch positiv gegenüber gestanden hatten, ihre Meinung nach gründlicher  überlegung geändert haben. Sie forderten die Anwesenden zur Abstimmung auf. Außer zwei Stimmenthaltungen und einer Nichtteilnahme hoben alle ihre Hand gegen die geplanten Ausgliederungen. Damit haben sie sich gegen Tarifflucht, gegen den Verlust von bestehenden Betriebsvereinbarungen, gegen Sozialabbau, gegen finanzielle Einbußen und gegen Arbeitsplatzunsicherheit entschieden. Diesem Beschluss fühlen wir uns verpflichtet und werden am Montag, dem 1. 11. 1999, 14.00 Uhr, im Foyersaal, Haus der Presse, weiter diskutieren. Wir werden u.a. über den Standpunkt des Minderheitengesellschafters SPD informieren. Wir werden der Geschäftsführung Fragen stellen. Nehmt Euer Recht zur Teilnahme an der Betriebsversammlung wahr! Kein Leiter darf Euch daran hindern, das schreibt das Betriebsverfassungsgesetz fest. Dies gilt auch, wenn Abteilungen, Treffpunkte und Lokalredaktionen dann gar nicht mehr besetzt sind.