Am Dienstag waren Streikende in den Kreisen unterwegs, um Bürger über die Ziele des Streiks zu informieren oder zu versuchen, mit Kollegen außerhalb der Redaktionsräume zu sprechen. In Radeberg verteilten Streikende Flugblätter auf dem Markt. Die Betriebsratsmitglieder Lutz Hessel und Heidi Hillig - entgegen einer Intern-Extra-Mitteilung nur diese beiden Berechtigten - gingen in die Redaktion und boten den dort Arbeitenden an, mit Streikenden auf dem Markt zu sprechen.
Das wurde abgelehnt, worauf die beiden die Redaktion wieder verließen. Während dessen hatte Manuela Reuß, verantwortliche Lokalredakteurin, die Polizei alarmiert. Nach Aussage von Klaus Brettschneider, Leiter des Polizeireviers Radeberg, sprach die SZ-Redakteurin von "Personen, die in und vor der Redaktion sowie auf dem Radeberger Weihnachtsmarkt randalieren" würden. Sowohl Brettschneider als auch die Beamten vor Ort sahen "keinen Anlass zum Eingreifen". Von einer Beschwerde oder gar Schadenersatzforderung gegen das DD+V wegen falschen Alarms bzw. Irreführung der Behörden wolle er aber absehen, um sich nicht in diesen internen Konflikt einzumischen.
Auch in Radebeul und Dippoldiswalde verteilten Streikende Flugblätter mit Argumenten, warum sie streiken, und sprachen mit vielen Passanten. In Bischofswerda wurde eine Abordnung der Streikenden von Bürgermeister Andreas Wendler empfangen, der einen interessanten Vorschlag machte:Gliedert doch die SZ bei Gruner + Jahr aus, dann bleiben eure Gewinne hier.
Weitere Streikende waren in der Lausitz unterwegs. Wir werden auch weiter
den Kontakt zur Öffentlichkeit suchen, denn die SZ hat die Auseinandersetzung
bisher nicht journalistisch sauber begleitet. Die Streikenden akzeptieren,
dass ihr Kontakt zu den Kollegen in den Kreisen per Hausverbot untersagt
ist. Einzelne Verstöße dagegen resultieren aus dem Wunsch, trotzdem
miteinander zu reden.
19 Streikende besuchten am Dienstag auf Einladung des G+J-Betriebsrates
die Betriebsversammlung
im Haupthaus von Gruner + Jahr in Hamburg. Unser Streik war bestimmendes
Thema der Versammlung, zu der rund 350 G+J-Mitarbeiter gekommen waren.
Insgesamt stieß das Vorgehen von G+J in Dresden auf wenig Verständnis
bei den Hamburger Kolleginnen und Kollegen. Die Reaktionen vor allem auf
die Begründungen, die Vorstandschef Gerd Schulte-Hillen und Vorstandsmitglied
Schuster zur Notwendigkeit der Ausgliederungen gaben, lösten höhnisches
Gelächter bis blankes Entsetzen aus.
In einem anschließenden Gespräch im kleineren Kreis wurde
Herr Schulte-Hillen u.a. gefragt, ob er beleidigt sei, zum Beispiel wegen
des am 1. Dezember nicht zu Stande gekommen Gesprächs in Dresden.
Darauf erklärte er, geärgert habe ihn bisher nur, dass der Adventsempfang
in seiner Villa ausgefallen sei. Einer der Schlüsselsätze von
Herrn Schulte-Hillen am Dienstag in Hamburg: Tarifverträge sind nicht
mehr zeitgemäß.
In der vorigen Ausgabe berichteten wir über den Arbeitskampf im Ka-rosseriewerk in Radeberg. Der Bei-trag über dessen Erfolg sei bisher in der SZ-Lokalausgabe Rödertal nicht erschienen. Diese Information war falsch, wofür wir uns entschuldigen. Gestern, also am Dienstag, erschien der Beitrag. Die Radeberger Redaktion teilte uns mit, dass sie durch den Streik bis dahin zu wenig Platz hatte.